Überlingen Open 2018 Verband
Peter Heller gewinnt die Überlingen Open
36-jähriger Oberpfälzer siegt im vierten Anlauf sein Lieblingsturnier. Spieler, Funktionäre und Zuschauer schwärmen vom ITF Future direkt am Bodenseeufer.
Von Reiner Jäckle
Ein hochklassiger Tennisturnier mit familiärer Stimmung und Bilderbuch-Atmosphäre: So kann man die Überlingen Open 2018 einmal mehr zusammenfassen. Und auch der badische Verbandstrainer Bastian Knittel konnte mit seinen drei Vertretern Tim Heger, Moritz Hoffmann und Marvin Schaber zufrieden sein. Tim Heger bekam nach seinem Sieg in Runde eins sogar einen Weltranglistenpunkt. Seine Wildcard für das Hauptfeld nutzen konnte Tim Heger, der die erste Runde überstand. Er besiegte den Franzosen Hugo Daubias mit 6:4, 6:7, 6:2. In der zweiten Runde war dann allerdings gegen den späteren Finalisten Peter Torebko Endstation. Beim 5:7, 4:6 schlug sich Tim Heger allerdings beachtlich. Moritz Hoffmann schlug sich gegen den an Nummer acht gesetzten Argentinier Facundo mena mit 6:3, 5:7, 6:7 beachtlich. Marvin Schaber spielte sich mit einer Wildcard erfolgreich durch die Qualifikation und scheitere dann aber kurz vor seinem ersten Weltranglistenpunkt in der 1. Runde im Hauptfeld gegen Patrick Zahraj mit 4:6, 3:6.
Sportlich war das Turnier so gut besetzt wie selten. Gleich drei Spieler standen unter den besten 400 der Tennis-Weltrangliste. Benjamin Hassan (358), Peter Torebko (387) und Peter Heller (398) machten die ersten drei Plätze der Setzliste unter sich aus. Selbst die Nummer acht, Facundo Mena aus Argentinien, war immerhin noch die Nummer 543 der Welt.
Was ebenfalls selten vorkommt, ist, dass sieben von acht gesetzten Spielern das Viertelfinale erreichten. Mit Julian Lenz scheiterte der einzige gesetzte Spieler in der zweiten Runde an Christoph Negritu mit 7:6, 6:0. Gerade noch vor dem Ausscheiden gerettet hat sich der Italiener Fabrizio Ornago. Er hatte gegen Lokalmatador René Schulte mächtig zu kämpfen und musste sogar einen Matchball abwehren. Am Ende setzte sich der Italiener mit 2:6, 7:6, 6:3 durch.
Fabrizio Ornago war es einen Tag später im Viertelfinale, der den top gesetzten Benjamin Hassan in zwei Sätzen aus dem Turnier warf. Facundo Mena schaffte gegen eines der größten deutschen Talente und den Finalisten des vergangenen Jahres, Louis Wessels, ebenfalls eine kleine Überraschung und zog mit einem 6:4, 7:6 ins Halbfinale ein. Bemerkenswert war, dass der Argentinier im zweiten Satz acht Satzbälle abgewehrt hat.
Ein kaum an Spannung zu übertreffendes Spiel lieferten sich der Deutsche Peter Heller und der Österreicher Matthias Haim. Das Spiel ging im dritten Satz in den Tie Break. Dabei hatten beide ihre Matchbälle. Beim 1:6, 6:3, 7:6 behielt Peter Heller mit 12:10 die Oberhand. Der vierte Halbfinalist war Peter Torebko, der gegen Christoph Negritu, die beide ihre Zweitrundenspiele wegen einer Regenunterbrechung erst am selben Vormittag beendeten, mit 6:3, 6:1 am wenigsten Probleme hatte.
Die Halbfinal-Spiele verliefen dann erwartungsgemäß und ohne größere Überraschung. Peter Heller fertigte Fabrizio Ornago mit 6:3, 6:1 regelrecht ab und Peter Torebko gewann 7:5, 6:1 gegen den sehr starken Facundo Mena. Damit war das Endspiel um den vermeintlichen Titel „Peter der Große“ in Überlingen perfekt.
Publikumsliebling Peter Torebko ging überraschend nervös in das Spiel, wohingegen Peter Heller, der in diesem Duell schon zwei Mal als Verlierer den Platz verließ, perfekt auf seinen Gegner eingestellt hat. „Ich habe technisch und taktisch sehr viel richtig gemacht“, sagte der Oberpfälzer nach seinem Turniersieg. Der 30-Jährige aus Wesel versuchte mit viel Druck zu spielen und produzierte dabei zu viele leichte Fehler. Schließlich endete das Spiel 6:3, 6:3 für Peter Heller, der nach dem Sieg voll des Lobes war: „Die Überlingen Open sind das beste ITF Future-Turnier der ganzen Serie.“ Er freue sich jedes Jahr darauf, weil es zum einen direkt am Bodensee liege und zum anderen eine tolle Atmosphäre habe. „Es war gigantisch, das Finale bei etwa 600 Zuschauern zu spielen.“ Sein Gegenüber war natürlich enttäuscht, beim achten Anlauf zum ersten Mal das Finale erreicht zu haben und dann wieder nicht gewonnen zu haben. „Ich habe mal gesagt, dass ich so lange nach Überlingen komme, bis ich das Turnier gewinne“, so Peter Torebko. „Dann werde ich es eben nächstes Jahr wieder versuchen.“
In der Doppelkonkurrenz schafften es die beiden top gesetzten Duos Johannes Haertis/Peter Heller und Alexander Merino/Christoph Negritu bis ins Finale. Die größte Überraschung schafften Henri Squire und Matthias Wunner in der ersten Runde, denn die beiden besiegten mit 6:4, 4:6, 10:3 die Titelverteidiger Peter Torebko und René Schulte. Johannes Haertis/Peter Heller gaben bis zum Endspiel in drei Begegnungen insgesamt nur zwölf Spiele ab. Alexander Merino/Christoph Negritu hatten es noch etwas einfacher, denn nach dem etwas umkämpften 7:5,6:3-Erstrundensieg standen sie bereits im Halbfinale, da ihre Gegner im Viertelfinale verletzungsbedingt nicht angetreten sind. Dort ließen sie Benjamin Hassan/Daniel Kopeinigg mit 6:2, 6:2 keine Chance.
Johannes Haertis/Peter Heller waren von der Papierform her favorisiert, doch Alexander Merino/Christoph Negritu zeigten sich perfekt eingespielt. Vor allem mit den Aufschlägen und den Returns überzeugten das peruanisch-deutsche Duo und setzte ihre Gegner immer wieder unter Druck. Schließlich schafften sie mit 6:3, 6:4 einen viel umjubelten Finalsieg.
Das Turnier beim TC Überlingen und TC Altbirnau setzte auch dieses Jahr wieder Maßstäbe in Sachen Atmosphäre, Rahmenprogramm und vor allem Zuschauerzuspruch, auch wenn das Wetter nicht immer perfekt mitspielte. Selbst in der Qualifikation am ersten Wochenende kamen bereits Hunderte Tennis-Interessierte und verfolgten die Spiele direkt am Bodenseeufer. Das Endspiel verfolgten mehr als 600 Zuschauer auf dem Center Court
„Ich war zum ersten Mal dabei, und die Atmosphäre ist wirklich beeindruckend“, sagte Benjamin Hassan. Auch Christoph Negritu feierte seine Premiere in Überlingen. „Ich wollte unbedingt dabei sein, weil ich gehört habe, wie super das Turnier sein soll“, sagte der 24-Jährige. „Und es hat meine Vorstellungen übertroffen.“ Das war auch der Grund, warum sich beide beim Volksbank KidsDay engagierten und mit dem Nachwuchs ein paar Bälle wechselten. „Das Rahmenprogramm bei den Überlingen Open ist wirklich beachtlich“, lobte Christoph Negritu.
Rundum zufrieden war Turnierdirektor Markus Dufner von MCD Sportmarketing: „Wir freuen uns, dass wir zum Endspiel wieder so viele Zuschauer hatten.“ Die Resonanz von Spielern, Trainern und Funktionären sei durchweg positiv gewesen. Motivation pur für ihn, um die Überlingen Open auch für die kommenden Jahre zu einer festen Institution am Bodensee zu installieren.